DECAY

 

 

Hand im Mund

 

 

 

Künstler müssen abliefern, um ein Stipendium zu verdienen. Die zu erwartenden Ergebnisse rechtfertigen die Unterstützung. Doch ohne Essen und ein Dach über dem Kopf keine Kunst, - also auch keine Unterstützung.


Kunst und Kultur hat sich im Verlauf der Zeitgeschichte immer dann entwickelt, wenn die für die Existenz notwendige Arbeit so effizient erledigt werden konnte, dass Zeit übrig blieb. Diese Reihenfolge, - erst essen, dann malen, musizieren etc. -, ist elementar und kehrt sich aber in unserer Zeit manchmal auf absurde Weise um. Das passierte auch schon vor der Pandemie. Der Künstler soll produzieren wie ein Unternehmer und zeigen, was er/sie mit dem Geld hergestellt hat. Es ist also nicht möglich, einfach mal was zu Essen zu kaufen davon?


Um das dennoch zu können, könnte die Kunst essbar sein. Nach der Präsentation oder der Erstellung von Fotos, Zeichnungen o.ä. wird alles verspeist. Der/die Künstler/Künstlerin ist satt. Kunst fand trotzdem statt.


Da mein Themenfeld sich ohnehin mit Nahrung beschäftigt, habe ich eine Fotoserie erstellt, die das Leben von Gemüse betrachtet. Eigensinnig schießt der Salat in die Blüte, geplündert ist das Kohlrabi-Beet mit Resten der Blätter, Fallobst verfault unter dem Baum. Hätte man die nicht auch noch essen können? Wie viel Erde braucht ein Mensch, um sich zu versorgen? Art goes back to soil.


Über ein Jahr habe ich die Ernteerträge von 40 qm Beetfläche, bewirtschaftet von uns Gartenanfängern, dokumentiert. Neben der Absicht, Nahrung zu erzeugen und Geld zu sparen, hat sich dabei auch eine tiefe Freude am Wachstum der Pflanzen und das Gefühl unmittelbarer Verbundenheit mit der Nahrung eingestellt. Wetter, Bodenbeschaffenheit und Bedürfnisse der Pflanzen mussten genau beobachtet werden und nicht zuletzt hat auch die Tierwelt einen Teil abbekommen.

 

 

Die Pandemie hat mich auf das Elementare zurückgeworfen. Ist das noch Kunst? Ungekünstelt ist es jedenfalls. Das Ineinander wirken einer Vielzahl von Lebenszyklen, - meinem mit dem von Pflanzen, Schmetterlingen (vorher gefräßige Raupen), Bodenorganismen, - birgt jedoch so viele abenteuerlichen Momente, dass darüber Vieles in den Hintergrund tritt. 

 

 


Ein Teil der Fotographien war im November/Dezember 2021 in Offenbach in einer Gruppenausstellung zu sehen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Katrin Köster | Kunst, Film, Fotografie 0